El Salvador in Mittelamerika ist eines der am meisten von Vulkanausbrüchen und Erdbeben heimgesuchten Länder der Welt. Auf kleinstem Raum drängen sich hier zweiundzwanzig Vulkane. Es gibt kaum einen Ort in dem Land, von dem man nicht diese mächtigen Riesen sieht. Die Hauptstadt San Salvador hingegen hat nur wenige Sehenswürdigkeiten. Was auch immer erbaut wird, stürzt im Schauer der Erdbeben wieder in sich zusammen. Jeder der Einwohner erinnert sich an das eine oder andere katastrophale Beben, das seine Familie betroffen hat. Die letzten schlimmen Beben, die hunderte Menschen das Leben kosteten, datieren aus dem Jahr 2001.
Einer der fürchterlichsten und gefährlichsten Vulkane der Welt verbirgt sich ganz nahe der Stadt unter einem malerischen Kratersee. Der Llopango. Die Spuren der bedrohlichen Vergangenheit des Llopango finden sich überall in dem Land. Jeder Hügel an dem gegraben wird, zeigt eine farbenreiche Stratigrafie und fährt man an Straßenbauarbeiten vorbei, fällt eine der Lagen, eine besonders umfangreiche, ins Auge – sie ist weiß. Schneeweiß, so wie die Asche des Llopango, die man nicht nur hier findet, sondern fast überall in der Welt.
Wer denkt, Neapel sei an einer tickenden Bombe gebaut, der sehe sich San Salvador an.
Heute meinen Wissenschaftler, dass der Llopango in seiner Vergangenheit einen erheblichen Einfluss auf das Weltgeschehen hatte. Es scheint, einer seiner Ausbrüche kann als der schlimmste vulkanische Ausbruch der Welt bezeichnet werden.
Der Vulkan steht im Verdacht durch seinen mächtigsten Ausbruch das Leben in gesamt Zentralamerika in einem Umkreis von 100 Kilometern ausgelöscht zu haben. Möglich ist zudem, dass er den Untergang Teotihuacans herbeiführte. Er soll auch zu Hungersnöten in Europa beigetragen zu haben und damit zum Zusammenbruch des Römischen Reichs. Die Datierung seines pyroklastischen Sediments ergab jüngst eine Schätzung des Ausbruchsdatums auf das Jahr 429 nach Christus. Andere Forscher gehen eher vom Jahr 435 aus, in dem es zu einer erheblichen Wetteranomalie kam. Geschichtsschreiber wie Prokopios von Cesarea, Michael der Syrer und Flavius Cassiodorus berichten einheitlich, dass es in den Jahren 535/536 zu niedrigen Temperaturen mit Schnee im Sommer sowie zu Missernten kam. Selbst mittags habe die Sonne nur einen matten Schatten geworfen und die Umstände, die gewöhnlich eine Sonnenfinsternis begleiteten, hätten fast ein Jahr angehalten. Auch in zeitgenössischen chinesischen und indonesischen Quellen ist von derartigen ungewöhnlichen atmosphärischen Ereignissen die Rede, sodass es sich sichtlich um ein globales Phänomen handelte.
Aber die Gegend um den Llopango hält noch eine weitere Überraschung parat. Auch Latein-Amerika hat sein Pompei.
Joya de Ceren.
Joya de Ceren wurde vom kleineren Nachbarn des Llopango, Loma Caldera, zerstört und unter 10 Metern Asche begraben. Der Fundort befindet sich versteckt hinter einem Industriezentrum in einem kleinen Wald. Was den Besucher erwartet, ist beeindruckend. Ein altes Dorf der Maya liegt tief begraben unter Asche. Ein mysteriöser Gruß aus der Vergangenheit. Beeindruckend erhalten und ein echtes Tor zur Reise in eine andere Zeit.
Es heißt, der Ausbruch, der das Dorf begrub, sei nicht der erste in der Gegend gewesen, da das Dorf bereits auf Ascheschichten gebaut war. Es soll um 535 nach Christus zerstört worden sein. Die etwa 200 Bewohner hatten noch Zeit zu fliehen und es wurden keine Leichen gefunden. Aber ihre Flucht muss hastig erfolgt sein. Das Essen stand noch auf dem Tisch, ein Fest war vorbereitet worden. In Joya de Ceren wurde zum ersten Mal Maniok nachgewiesen – und er war gerade erst gepflanzt worden.
Viele Hütten wurden identifiziert, von denen wie in Herculaneum und Pompei nur ein Teil ausgegraben wurde. Besonders beeindruckend sind eine Sauna und das winzige Haus einer Schamanin.
Der Besuch ist ehrfurchteinflößend und der Ruf Joya de Cerens als eine der wichtigsten archäologischen Stätten Latein-Amerikas ist ohne Zweifel verdient.
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