Man hört zuweilen den Fluch, ‘dann fahr doch zur Hölle!’ Aber wenn man der Aufforderung nachkommen wollen würde, hätte man Mühe, dies zu tun. Wo befindet sich die Hölle denn eigentlich?
Fakt ist – die Bibel wird uns nicht weiterhelfen, da ihr Text entgegen aller Erwartungen nicht von der Hölle spricht. Auch wenn Luther deren Worte ‚Scheol‘ (Totenreich) und ‚Gehenna‘ (ein Tal bei Jerusalem, in dem man angeblich einst dem Gott Moloch Kinder opferte) mit ‚Hölle‘ übersetzte, ist diese Übersetzung seine Erfindung, die man heute durch andere Worte ersetzt. So, wie er für die verbotene Frucht das Wort ‚Apfel‘ benutzte, so benutzte er für das Totenreich ,Hölle‘, ohne dass dieses Wort in der Originalschrift benutzt wurde.
Das lehrt uns zumindest eines: Luther muss der Begriff ‚Hölle‘ sehr geläufig erschienen sein, denn er beabsichtigte, bei seiner Übersetzung dem Volk ‚auf’s Maul zu schauen‘ und dessen Worte benutzen. Also woher kam ihm diese Idee von dem pferde-hufigen Teufel, der in der Tiefe große Kessel anfeuert?
Es scheint, von den Germanen und den heidnischen Traditionen, die auch in Luthers sächsisch-thüringischen Umfeld erhalten geblieben waren.
Das Wort ‚Hölle‘ geht auf die germanische Sprachwurzel ‚hel‘ „verbergen“ zurück und die altnordische Todesgöttin heißt daher auch Hel. Die Deutschen kennen sie heute am besten als die ‚Frau Holle‘ aus dem Märchen der Gebrüder Grimm, die es im Winter schneien lässt. Bei den Germanen kamen alle die, die friedlich im Bett starben zu Hel, währen die Krieger nach Walhall eingingen. Dabei war das Reich der Hel wesentlich weniger schrecklich, als die von Luther propagierte christliche Hölle, was schon das Grimm’sche Märchen zeigt, in dem Frau Holle die gute Menschen gastlich aufnimmt.

Aber wo befindet sich nun diese Hölle? Historisch gibt es einige Hinweise, wo sich nach Meinung der alten Germanen der Eingang zum Reich der Hölle befinden könnte und der Favorit unter den Kandidaten ist der nordischen Folklore nach der Vulkan Hekla in Island. Im Schwedischen gibt es daher unter anderem den Fluch ‚Dra åt Häcklefjäll!‘ („Fahr doch zur Hekla!“), was synonym zu dem Fluch „Fahr zur Hölle!“ gebraucht wird.
Die Hekla ist ein aktiver Vulkan in Island und die ihn umgebende Gegend ist bedrohlich düster, wenn auch spektakulär. Voller Mythen, Legenden und heißer Quellen. Wer auch immer sich auf den Weg macht, die Hölle zu entdecken, sollte statt der Bibel jedoch besser ausgesprochen feste Wanderschuhe und die Edda einpacken.
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