Es gibt Orte, die gehören nicht dem Alltag an. Orte, in denen etwas Höheres regiert und der Atem der Geschichte zu wehen scheint. Ein solcher Ort ist die Hagia Sophia, die Kirche der Heiligen Weisheit in Istanbul, …dem früheren Konstantinopel, …dem früheren Byzanz. Zusammen mit religiösen Gebäuden wie der Kirche der Maria von Loreto, der Grabeskirche in Jerusalem, dem Dom von Aachen und dem Hieronymus-Kloster in Lissabon, gehört die Hagia Sophia zu einer der schönsten und Atmosphäre-reichsten Kirchen der Welt. Dies trotz der Tatsache, dass sie nach der Eroberung Konstantinopels durch die Türken zur Moschee umgeweiht wurde – oder vielleicht gerade deswegen.
Heute ist das mächtige Kircheninnere ein großes Puzzlespiel, in dem man unter den arabischen Schriftzeichen die uralten Zeichen des christlichen Glaubens wiederaufspüren kann. Zu entdecken sind auch die Zeichen, die beide Religionen teilen, wie etwa die der sechsflügligen Seraphim-Engel, die beiden heilig sind und deren übermalte Gesichter erst 2010 wieder freigelegt wurden, da der Islam die Darstellung von Gesichtern verbietet. Wer noch weiter auf der Suche nach Geheimnissen unterwegs ist, kann auch nach der mysteriösen Runeninschrift suchen, die in einem der Geländer der Südgalerie von einem Pilger eingeritzt worden ist oder kann darüber nachdenken, warum die Hagia Sophia als einzige der alten Großkirchen keine Krypta besitzt. Zumindest sucht man diese bisher vergeblich und Ausflüge in nahe Brunnen brachte keine Ergebnisse bei der Suche. Vielleicht existiert sie jedoch, wenn man denn der Legende Glauben schenken will, die besagt, es gäbe geheime Räume in der Kirche und der letzte Patriarch der Kirche sei beim Eindringen der Türken in die Stadt im Jahr 1453 in einer der Wände der Kirche verschwunden und nie wiedergesehen worden.






Die Hagia Sophia wurde von 532 bis 537 n. Chr. gebaut und ist die letzte antike Großkirche und einziger fast vollkommen erhaltener Raum der Macht aus der Zeit des antiken Roms, ein Bau ohne Vorbild und ohne Nachahmer in seiner Einzigartigkeit. Ihre Kuppel, die in ihrer ersten Form einstürzte, bleibt mit ihren ursprünglich 33 Metern Spannweite bis zum heutigen Tag die größte über nur vier Tragepunkten errichtete Ziegel-Kuppel der Architekturgeschichte. Dank ihrer gilt die Hagia Sophia als eines der bedeutendsten Gebäude aller Zeiten. Auf der rechten Seite ihres Naos, des Zentralraumes, symbolisiert das Omphalion die Mitte der Erde, den sprichwörtlichen „Nabel der Welt“, den diese Kirche einst bildete. Die Hagia Sophia ist heute ein Museum.
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