In Antigua Guatemala, der früheren Hauptstadt Guatemalas, finden sich die Ruinen zahlreicher spanischer Kolonialgebäude. Insbesondere die prächtigen Kirchen ziehen den Besucher an.
Eines der Klöster fasziniert dabei besonders aufgrund seiner eigenartigen Struktur und einer Gänsehaut erzeugenden Geschichte: Die Kirche und das Kloster der Kapuzinerinnen.







Das Kloster wurde 1736 geweiht und trug ursprünglich den Namen “Kloster und Kirche Unserer Lieben Frau von der Säule von Saragossa”. Es beherbergte Klarissen-Kapuzinerinnen von der Ewigen Anbetung, einem Zweig des Franziskanischen Orden. Diese Nonnen lebten in strengster Klausur, kontemplativ in vollkommenem Schweigen und persönlicher Armut.




Das Kloster konnte 25 bis 28 Nonnen unter der Aufsicht einer Äbtissin aufnehmen. Sie unterteilten sich in ‚urbane Nonnen‘ und Bettelnonnen. Die letzteren waren nicht verpflichtet, eine Mitgift ins Kloster zu bringen, aber durften werde Schokolade trinken noch Fleisch essen. Sie unterlagen einem strengen Schweigegebot und selbst der Kontakt zur engen Familie war eingeschränkt.
Der Tagesablauf dieser Ordensfrauen unterlag strengen Regeln, die ein Höchstmaß an Armut, Buße und Fasten vorsahen. Außerdem mussten sich die Bettelnonnen unter ihnen von den Almosen der Gläubigen ernähren.
Einzigartig war dabei auch der in Antigua der 1736 fertiggestellte „Turm der Zurückgezogenheit“ (Torre de Retiro) von Diego Porres. Um seinen kreisrunden Patio sind 18 kleine Zellen angeordnet, die alle über eine eigene Toilette mit darunter liegenden Wasserkanal verfügten. Eine schmale Treppe führt in das ebenfalls kreisrunde Kellergewölbe.



Lange Zeit stellte man Theorien über den berühmten runden Turm auf. Einige behaupteten, dass er für spirituelle Exerzitien gedacht war, andere, dass er ein Asyl für ältere Nonnen war, die an Demenz litten, oder dass die Zellen in dem runden Turm als Folterkammer für Bußübungen dienten. Was auffällt ist der Mangel an Türen, die Duschen, die sich außen am Gebäude finden und die eigenartigen Kanäle von den Zellen nach draußen. Ihr Zweck erschließt sich nicht wirklich.
Die Fassade der Klosterkirche ist ebenso wie die der Iglesia Escuela de Cristo aus Stein gearbeitet, ein Merkmal, das sie von den anderen Kolonialkirchen des Ortes unterscheidet. Was beeindruckt, ist, dass ihre Tür nachträglich zugemauert wurde, um die Abgeschiedenheit der Nonnen zu unterstreichen. Sie lebten lebendig eingemauert. Viele von ihnen kamen als Kinder ins Kloster und verliessen dieses nie mehr.
Die Nonnen, die in diesem Kloster lebten, hatten keinen Kontakt zur Außenwelt. Wenn sie starben, wurden sie verschleiert und in den unterirdischen Gewölben des Klosters selbst begraben, weshalb noch heute die Legende von Gespenstern und Phantomen geht. Dies ist auch dadurch gefördert, dass die lokale indigene Bevölkerung die Keller der Klöster und Kirchen Antiguas zum Zaubern benutzt hat. Viele von ihnen sind daher heute geschwärzt von den Kerzen und Feuern. Ein heiliger Ort bleibt ein heiliger Ort, egal für welche Religion.







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