Die 5 schönsten Weihnachtsmärkte

Die deutschen Weihnachtsmärkte sind weltberühmt und eine der bizarrsten und anheimelndsten Traditionen des alten Europas. Es gibt wunderbare Märkte in vielen deutschsprachigen Städten, Nürnberg, Wien, Köln, Berlin.

Wir wollen hier die ältesten Weihnachtsmärkte der Welt, das heisst die in Dresden vorstellen.

Wie kam man auf die Weihnachtsmärkte?

Man möchte meinen, dass es eine dumme Idee sei, gerade im Winter einen Markt abzuhalten. Es schneit, es ist dunkel und man friert. Und statt zu Hause zu bleiben, trifft man sich im Freien zum Essen und Trinken.

Die deutschen Weihnachtsmärkte gehen auf mittelalterliche Verkaufsmessen und Märkte zurück, die den Bürgern die Möglichkeit gaben, sich mit Fleisch und Lebensmitteln einzudecken. Üblicherweise fanden diese jedoch in den schöneren Jahreszeiten statt. Erste winterliche Märkte gab es erst ab dem 13. Jahrhundert. 1296 erhielten zum Beispiel die Wiener Händler von Herzog Albrecht I. von Österreich das Privileg, einen „Dezembermarkt“ zur Versorgung der Wiener Bevölkerung abzuhalten. Im Jahr 1310 wurde ein Nikolausmarkt in München erstmals urkundlich erwähnt. 1384 verlieh König Wenzel der Stadt Bautzen in Sachsen das Recht zur Abhaltung eines freien Fleischmarktes, jeweils samstags vom Michaelistag (29. September) bis Weihnachten.

Der erste echte Weihnachtsmarkt fand 1434 in Dresden statt. Dieser „Striezelmarkt“ geht auf ein Privileg des sächsischen Kurfürsten Friedrich II. zurück, der einen Markt auf dem Altmarkt „am Tage vor dem Heiligen Christabend“ gestattete. Mit wenigen Ausnahmen findet er seitdem auf dem Dresdner Altmarkt statt und damit im Jahr 2022 zum 588. Mal.

Seit dieser Zeit gibt es also Weihnachtsmärkte.

Der Dresdner Weihnachtsmarkt gilt als der älteste Weihnachtsmarkt der Welt und wurde auch in diesem Jahr zum Favoriten unter den weihnachtlichen Märkten im deutschsprachigen Raum gewählt.

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Auf dem Weihnachtsmarkt in Dresden.

Der Klimawandel und der Markt

Zurück zum großen Frieren: Es kann sein, dass eine Klimaanomalie zur Erfindung der Weihnachtsmärkte beitrug. Ihr Aufkommen fällt nämlich mit dem Ende der mittelalterlichen Warmzeit (engl. Medieval Warm Period, kurz MWP) zusammen. Dies war ein Intervall vergleichsweise warmen Klimas, der nach 900 begonnen und vor 1400 geendet hat. Es wurde also kälter. Man kann daher die Theorie aufstellen, dass wärmende Märkte und heisser Wein dem Frieren entgegengestellt wurden.

Warum Striezelmarkt?

Interessanterweise ist das Wort ‚Striezel‘ als solches heute in Sachsen unbekannt. Es leitet sich vom mittelhochdeutschen strutzel oder strützel ab, das wiederum vom althochdeutschen struzzil stammt. Seine Herkunft und wie es nach Sachsen kam, ist jedoch unklar. Ein Heiligenstriezel ist heute in Österreich und Bayern als ein in Zopfform geflochtenes Hefegebäck bekannt. Er wird zu Allerheiligen gebacken und soll angeblich zur Trauer abgeschnittene Zöpfe nachbilden.

Dieser österreichische Striezel wird zum ersten Mal 1688 von Ignaz Ritter, Pfarrer von Saxen in Oberösterreich, in seinem Nachrichtenbuch über Brauchtum und Gepflogenheiten erwähnt. Der Ortsname Saxen ist erstmals 823 belegt und ist patronymischer Herkunft als Gründung eines Mannes namens Sahso, „der Sachse“. Dies deutet auf eine Ansiedlung von Sachsen in karolingischer Zeit hin. Wer also das Wort Striezel zuerst aufbrachte, die Sachsen oder die Österreicher, bleibt zu klären.

Heute heißt es in Dresden, dass der Striezel das gleiche sei, wie der in Sachsen gebackene Stollen. Und dieser wiederum wird als Referenz an die lange Silberbergbautradition der Gegend verstanden, also als Abbildung eines Bergmannsstollens. Manchmal heißt es auch, dass der Stollen das in weiße Leinen gehüllte Christkind darstelle. Da Sachsen jedoch seit 1539 protestantisch ist, ist diese Deutung weniger populär. Hier kommt eher der Weihnachtsmann, der Knecht Ruprecht, zu den Kindern.

Ein Besuch in Dresden in der Weihnachtszeit geplant? Die schönsten Weihnachtsmärkte…

Wer nun plant, den Dresdner Striezelmarkt in der Weihnachtszeit zu besuchen, sollte wissen, dass er nur der größte der Weihnachtsmärkte in Dresden ist. Aber es gibt viele weitere, die sich unbedingt lohnen. Dresden und das nahe Erzgebirge sind Weihnachtsland.

Neben dem Striezelmarkt sind unsere Favoriten:

Der Mittelaltermarkt: Der pittoreske mittelalterliche Weihnachtsmarkt Dresdens findet im Stallhof des Dresdner Residenzschlosses, der ältesten Turnieranlage Europas statt. Hier gibt es verkleidete Verkäufer, mittelalterliches Essen, Beleuchtungen, die fallenden Schnee imitieren, und Bogenschießen für Kinder. Dazu spielen Gruppen mittelalterliche Musik und man ist von einer wunderbaren Renaissanceanlage umgeben. Für den etwas besonderen Besucher gibt es auch die Möglichkeit, nackt in einem enormen Zuber zu baden (unbedingt reservieren; der Spaß ist eigenartigerweise beliebt).

Der Biedermeiermarkt: Gleich vor dem Dresdner Schloss befindet sich der Biedermeiermarkt an der Frauenkirche. Er ist im 19. Jahrhundert und bei den Gemälden Ludwig Richters angesiedelt. Seine Spezialität ist der Pflaumentoffel, eine kleine Figur aus Backpflaumen, die Richter auf einem seiner Gemälde verewigte.



Der Künstlermarkt: Etwas weiter die Elbe hoch findet man den Künstlermarkt am Blauen Wunder (einer Brücke), am Körnerplatz. Wer Kunsthandwerkt liebt und kuschelige Retroatmosphäre ist hier richtig.

Auf der Festung: Und wer es dann wirklich romantisch mag und mobil ist (oder den Zug besteigt), dem sei an Wochenenden der Weihnachtsmarkt auf der uralten Festung Königstein in der Sächsischen Schweiz empfohlen. Dessen Attraktionen sind brennende Feuer, Schauspieler, Musiker und ein Aufstieg durch den Wald, den man auch mit Fackeln erledigen kann. Die Kasematten sind dabei ein besonderer Höhepunkt, erleuchtet von hunderten Herrnhuter Sternen (einer regligiösen Gemeinde aus der Gegend).

Es gibt noch viele weitere Märkte im Umkreis von Dresden. Etwa in der Dresdner Neustadt, im uralten Pirna oder im hochgothischen Meißen.

Und dann lohnt sich natürlich auch noch absolut ein Ausflug ins Erzgebirge, dessen Bergbautraditionen und Umzüge es jüngst in die Welterbeliste geschafft haben.

Unser Tipp Nr. 1: In der Adventszeit kommen und nicht am 24. Dezember selbst. Die Märkte schliessen ein paar Tage vorher.

Unser Tipp Nr. 2: Zu einem der Adventskonzerte des berühmten Dresdner Kreuzchors gehen, oder, am allerbesten, am 25. Dezember um 6 Uhr früh zum Christmettenspiel.

Unser Tipp Nr. 3: Ein paar Tage einplanen, um auch die Gemäldegalerie (Da Vinci, Raffael, Tizian) und die Juwelen des Grünen Gewölbes zu besuchen.

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von Anders Noren.

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