Wer das Dänische Nationalmuseum in Kopenhagen besucht, findet sich vor einer großen Vitrine wieder, die einige der seltsamsten Objekte enthält, die je in einer archäologischen Stätte gefunden wurden. Es handelt sich um aufwendige, über mannsgrosse Bronzehörner, die in einer 2 Meter langen Bogenform gefertigt sind. Es scheint, wer auch immer diese Hörner gespielt hat, muss ein Riese gewesen sein. Der Ort, an dem sie entdeckt wurden, ist noch seltsamer als die Form der Objekte. Sie wurden im Torf der dänischen Moorlandschaft gefunden, wie so viele andere Gegenstände, Äxte, Waffen und bis heute sogar fast 600 Leichen.
Die Flüsse, Seen und Sümpfe der nordischen Länder waren bevorzugte Opferstätten der germanischen Stämme, die oft die Waffen der Besiegten nach dem Sieg zerbrachen und opferten und sie zusammen mit anderen Opferobjekten unter Wasser platzierten. Das bekannteste Opfer dieser Art ist sicherlich der berühmte Hort der Nibelungen.
Aufgrund ihrer ruhigen Lage und ihrer chemischen Zusammensetzung haben Moorsümpfe die ihnen anvertrauten Objekte besonders gut erhalten. Zu ihren faszinierenden Funden gehören neben den Musikinstrumenten, Äxten, Schwertern und sogar Butter, die erstaunlich gut erhaltenen Moorleichen. Moorleichen wurden in Dänemark schon seit der Mittelsteinzeit gefunden. Die etwa 10.000 Jahre alte Koelbjerg-Frau ist das bisher älteste Beispiel. Es wird angenommen, dass viele der gefundenen Menschen den Göttern geopfert oder bestraft wurden.

Die Luren, die vorgenannten bizarren Musikinstrumente, wurden erstmals 1797 im Moor Brudevælte Mose in Nordseeland gefunden. Beim Torfabbau fand ein Landwirt, Ole Pedersen, 6 dieser großen, gebogenen Messinghörner. An einem Ende des Rohres entdeckte er ein Mundstück und am anderen, am Ausgang der eingeblasenen Luft, eine Zierplatte, die mit sechs bis zehn runden Vertiefungen verziert war, wobei acht die häufigste Zahl im Los waren. Einige Luren, die seitdem gefunden wurden, haben kleine Klapperschilder am Mundstück oder an der Zierplatte, und einige besitzen eine Tragkette.
Bis heute wurden insgesamt 56 Lurs entdeckt. 35, einschließlich Teilfunde, in Dänemark, 4 in Norwegen, 11 in Schweden, 5 in Norddeutschland und eine einzige in Lettland.
Diese Luren stammen größtenteils aus der Bronzezeit, d.h. sie wurden um 1.200-700 v. Chr. geschaffen und sind eine Besonderheit des Nordens, woe sie für bronzezeitliche Rituale verwendet wurden. Schwedische Felsritzungen zeigen daher auch Männer mit gehörnten Helmen, die solche Instrumente spielen. Nach dem Gebrauch wurden die Luren, wie es scheint, im Sumpf geopfert. Bis heute wurden keine von ihnen in den Grabhügeln gefunden, da anscheinend alle in den tief gelegenen Sümpfen geopfert wurden.

Die ersten schriftlichen Hinweise auf ein Instrument namens Lur stammen aus isländischen Sagen, wo sie als Kriegsinstrumente bezeichnet werden, mit denen Truppen befehligt und der Feind erschreckt werden. Diese spezifischen Lurs, von denen mehrere Beispiele in Langbooten entdeckt wurden, waren gerade, endgeblasene Holzrohre, die etwa einen Meter lang waren.
Bronze-Luren sind davon verschieden. Sie sind höchstwahrscheinlich nicht mit Holz-Luren verwandt und wurden von Archäologen des 19. Jahrhunderts nur der Einfachheit halber nach den vom Historiker Saxo Grammaticus erwähnten hölzernen Lurs des 13. Jahrhunderts benannt.
Bronze Luren scheinen eine größere rituelle Bedeutung gehabt zu haben und gehen auf die nordische Bronzezeit zurück, wahrscheinlich auf die erste Hälfte des 1. Jahrtausends vor Christus. Es handelt sich um etwa S-förmige konische Rohre ohne Grifflöcher. Sie sind endgeblasen, wie Blechblasinstrumente, und klingen wie eine Posaune. Das gegenüberliegende Ende des Mundstücks ist leicht ausgestellt, wie die Glocke eines modernen Blechblasinstruments, aber nicht im gleichen Maße.
Das Wort “Lur” wird in der schwedischen Sprache noch verwendet und deutet auf ein trichterförmiges Gerät hin, das zur Erzeugung oder Aufnahme von Geräuschen verwendet wird. Ein Beispiel ist das schwedische Wort für Kopfhörer “hörlurar” (Hör-Luren), und teilweise für Mobiltelefon “lur” (abgeleitet von “telefonlur”, Telefonhörer).
Vielleicht können diese mystischen Instrumente auch Sie in den Norden locken und Sie davon überzeugen, das Dänische Nationalmuseum und seine spektakulären Funde aus dem Wasser zu besuchen…..
U.C. Ringuer
Kommentar verfassen