Der Festtag der Entschlafung der Madonna, am 15. August 944, war für Konstantinopel ein Tag des Jubels, da man eine der kostbarsten Reliquien des Christentums, das berühmte Mandylion mit dem Abdruck des Antlitzes Christi von Edessa, dem heutigen Urfa in der Türkei, in die Stadt brachte. Am folgenden Tag wurde die Reliquie zur Hagia Sophia transferiert und fand schließlich in der berühmten, heute verschollenen Kapelle des kaiserlichen Palastes, der Pharos-Kapelle des Bukoleon, ihre Aufbewahrungsstätte.
In den liturgischen Kalender wurde ein jährliches Gedenken an die Überführung des Bildes für den 16. August aufgenommen. Dieser Tag ist bis heute das Fest der Translation des nicht von Menschenhand gemachten Bildes.
Es bleibt jedoch ein Geheimnis, was aus ihm geworden ist.
Worum handelt es sich bei dem Mandylion?
Nach christlich-orthodoxer Überlieferung war das Bildnis von Edessa eine heilige Reliquie, die aus einem rechteckigen Tuch bestand, auf das ein wundertätiges Abbild des Antlitzes Jesu geprägt worden war. Der Heiland soll sich damit das schweißbedeckte Gesicht abgewischt haben und dabei soll Gott sein Bild in das Textil gebrannt haben.
Das sogenannte Mandylion (von griechisch μανδύλιον “Tuch, Handtuch”) wurde damit als erste Ikone und originalgetreues Abbild des Heilands verstanden. In der östlichen Orthodoxie nennt man es auch ein Acheiropoeiton, ein “nicht von Menschenhand gemachtes Bild”. Diese Definition des ‚Nicht-vom-Menschen-gemacht‘ war wichtig im byzantinischen Bilderstreit, bei dem es darum ging, ob man die göttliche Natur des Heilands abbilden könne. Wenn Gott das Mandylion geschaffen hatte, so hieß es, war die Antwort auf die Frage ja.
Die Geschichte des Mandylion ähnelt der des Schweißtuchs der Veronika und vermischt sich in der westlichen Welt mit dieser. Manche Deutungen meinen, dass Veronika nur eine Verballhornung des Wortes ‚wahre Ikone‘ sei (Latein ‘vera’, ‘das wahre’ und Griechisch ‘eikon’, das Bild) und beide Tücher identisch seien.

Das Mandylion wurde nicht lange nach seiner Ankunft in Konstantinopel auf einer Ikone dargestellt, die noch heute im Katharinenkloster auf dem Berg Sinai aufbewahrt wird. Sie ist in vier Felder unterteilt: Oben rechts sitzt König Abgar, in seinen Händen hält er das Mandylion mit dem für den Betrachter deutlich sichtbaren Antlitz Christi. Links daneben steht eine kleinere Figur, die eine zeigende Geste macht. Wahrscheinlich handelt es sich um Hannan, Abgars Boten, der Christus in Jerusalem einen Brief des Königs überbrachte und dafür das Mandylion erhielt. Auf der linken oberen Tafel ist eine weitere sitzende Figur zu sehen, die weiß gekleidet und allein ist: Es handelt sich um Addai (oder Thaddäus in der griechischen Tradition), den Apostel von Edessa. Auf den unteren Tafeln sind zwei stehende Heiligenpaare zu sehen: links der heilige Paulus von Theben und der heilige Antonius, rechts der heilige Basilius und der heilige Ephrem.
Woher kam das Mandylion?
Seinen Auftritt auf der großen Weltbühne hat das Mandylion im Moment seines Einzugs in Konstantinopel. Zu Beginn des Jahres 944 hatte der byzantinische Kaiser Romanos I. eine Vereinbarung mit den muslimischen Herrschern des belagerten Edessa getroffen, dass diese das Mandylion an den Feldherrn Johannes Kurkuas im Austausch gegen 200 muslimische Gefangene und 12.000 Silberstücke herausgeben. Es kam allerdings nicht allein in die Hand der Byzantiner, sondern war begleitet von 3 Kopien und dem Keramidion, einer gottgemachten Kopie de Mandylions, die sich auf einem Dachziegel eingeprägt hatte.
Das Jahr 944 war jedoch nicht der Moment der Entstehung der Legende von dem Tuch, die sich als wesentlich älter erweist:
Bereits eine Überlieferung von Eusebius von Caesarea in seiner Kirchengeschichte aus dem frühen 4. Jahrhundert beschreibt, wie König Abgar von Edessa Jesus gebeten habe, zu ihm zu kommen und ihn von einer Krankheit zu heilen. Aus einer späteren Ausweitung der Geschichte kann man vermuten, dass es sich um Lepra gehandelt haben könnte. Sicher ist dies nicht und es kann sich auch um eine spätere Deutung handeln, da die Lepra erst im 3. Jahrhundert im byzantinischen Reich zum Problem wurde.
Abgar V. hat in der Tat existiert. Er nannte sich auch Ukkāmā was in Syrisch und anderen aramäischen Dialekten “der Schwarze” bedeutet. Er war der arabisch-stämmige König von Osrhoene mit der Hauptstadt Edessa (ca. 1. Jh. v. Chr. – ca. 50 n. Chr.).
Abgar erhielt angeblich einen Antwortbrief von Jesus, in dem dieser die Einladung nach Edessa ablehnte, aber einen Besuch durch einen seiner Jünger versprach. Einer der siebzig Jünger, Addai oder auch Thaddäus von Edessa, soll in der Folge nach Edessa gekommen sein und einen Brief von Jesu überbracht haben, durch den der König auf wundersame Weise geheilt wurde.
Es heißt, der Brief wurde aufbewahrt und Eusebius behauptet, er habe ihn in den syrischen Kanzleidokumenten des Königs von Edessa abgeschrieben und übersetzt. Er erwähnt jedoch kein Bildnis.
Ein Bildnis wird erstmals in einem syrischen Werk, der Lehre von Addai, erwähnt. Demnach war der Bote Abgars, hier Ananias genannt, auch Maler, und malte das Porträt, das nach Edessa zurückgebracht und im königlichen Palast aufbewahrt wurde.
Der erste Bericht von der Existenz eines gottgemachten Bildes, das sich in der antiken Stadt Edessa befunden haben solle, stammt sodann von Euagrios Scholastikos, der um 593 ein Christusbildnis göttlichen Ursprungs (θεότευκτος) erwähnt, das 544 als Palladium wundersame Hilfe bei der Verteidigung von Edessa gegen die Perser gewährt haben soll.
Über das Schicksal des Edessa-Briefs berichtet Eusebius nichts, aber wenn er aus Papyrus bestand, was wahrscheinlich ist, wird er zerfallen sein. Papyrus hatte in den antiken Bibliotheken in etwa eine Lebensdauer von 100 bis 200 Jahren. Auffällig ist jedoch die spätere Verwandlung vom Brief zum Bild und dann zum Tuch. Die Geschichte wandelt das verehrte Objekt von geschrieben zu handgemalt und sodann zu gottgeschaffen. Das Mandylion verschwindet in der Folgezeit, wird in einen Brunnen geworfen, der dadurch wunderkräftig wird, und taucht wieder auf. Man fälscht es durch Kopien und so weiter. Der Weg des Tuchs ist holprig.
Es kommt daher nicht von ungefähr, dass die Byzantiner bei der Belagerung Edessas auch alle Kopien des Tuches herausverlangen. Es scheint schon damals nicht mehr völlig sicher gewesen zu sein, welches Tuch oder Bild das Echte war.
Es sei noch erwähnt, dass es um das antike Edessa eine starke Tradition des Wunderbaums gibt, an den man Tücher hängt, um Wünsche erfüllt zu bekommen. Ein solcher Baum steht noch heute im nahen Göbekli Tepe. Ein Sprung vom Brief zum Tuch wäre daher nicht abwegig, um dieser Tradition gerecht zu werden.

Hinzukommt, dass man in der Gegend nicht die Dreizahl verehrt, sondern die Fünf. Noch heute verehrt man die fünffingrige Hand der Fatme. Dem kämen fünf Reliquien als Sammlung entgegen (Mandylion, Keramidion und drei Kopien).
Was wurde aus dem Mandylion?
Das Mandylion blieb zusammen mit dem Keramidion in der Pharos-Kapelle in goldenen Schreinen an der Decke aufgehängt bis 1204 in Konstantinopel, als die Kreuzfahrer des Vierten Kreuzzugs die Stadt plünderten. Sein weiteres Schicksal (und das seiner Kopien) lässt Raum für Spekulationen. Es gibt mehrere Versionen und Kandidaten:
Das Tuch der Sainte-Chapelle in Paris
Nachdem Konstantinopel geplündert worden war, musste das neue lateinische Kaiserhaus die in den vorhergegangenen zwei Jahrhunderten angehäuften Passionsreliquien verkaufen, um seine Staatskasse zu sanieren. Frankreich erwarb sie von den Venezianern für eine astronomisch hohe Summe, nachdem Balduin II. sie verpfändet hatte und nicht mehr auslösen konnte.
Die insgesamt zweiundzwanzig Reliquien befanden sich ursprünglich in Konstantinopel im Bukoleon-Palast und der Blachernenkirche und wurden in drei verschiedenen Reisen nach Paris gebracht: zuerst die berühmte Dornenkrone, die Konstantinopel 1239 verließ. Dann eine Gruppe von mehreren Reliquien, zu denen auch das Mandylion gehört haben könnte, die 1241 in Paris ankam. Und schließlich eine kleinere Gruppe von Reliquien, die Konstantinopel 1241 verließ und 1241 oder 1242 in Paris ankam.
Dornenkrone, Teile des Kreuzes, Christus Blut, Haupt Johannes des Täufers und viele weitere Reliquien wurden von da an in einer großen Truhe in der Sainte-Chapelle aufbewahrt.
Eine der Reliquien wird mit „sanctam toellam, tabulae insertam“ beschrieben. Es ist jedoch unsicher, ob es sich dabei wirklich um das Mandylion gehandelt hat.
Zum einen sei vorausgeschickt, dass das Mandylion im Westen unbekannt war und daher bei seiner Ankunft in der Sainte-Chapelle mit unbestimmten Begriffen beschrieben wird. Man bezeichnet es in Inventaren nicht als Mandylion oder Bild von Edessa sondern als ‚Heiliges Tuch‘.
Es wurde in der Truhe, die auch alle weiteren Relikte enthält, der Grande Châsse, erhöht auf einer Plattform hinter dem Altar unter einem Baldachin verwahrt. Alle Reliquienschreine befanden sich hinter verschlossenen Türen, die mit zehn verschiedenen Schlüsseln verschlossen wurden. So auch das Tuch.
Die meisten der Reliquien und Reliquienschreine gingen sodann während der Französischen Revolution verloren. Nur drei der Reliquien sind noch heute vorhanden: die Dornenkrone, die Nägel der Passion und ein Stück des Wahren Kreuzes, die erst in der Schatzkammer in Notre-Dame aufbewahrt wurden, aber nach deren Brand in den Louvre kamen. Die Sainte-Chapelle beherbergt keine Reliquien oder Reliquienschreine mehr.
Die Frage ist, ob das Mandylion in Paris ankam und, wenn ja, was daraus wurde.
Es zirkuliert die Theorie, dass es in Paris ankam und von König Philippe VI. von Valois an Geoffroy de Charny als Geschenk für seine großen Verdienste um Frankreich übergeben wurde und daher mit dem Grabtuch von Turin identisch sei. Dies ist jedoch wenig glaubhaft, da Pilger zuvor beschrieben hatten, sowohl Mandylion als auch Grabtuch in Byzanz gesehen zu haben. Zudem erwähnt das erste Inventar, d.h. eine Liste die Boudouin II. an Saint Louis übergibt, sowohl die Worte ‘sanctam toellam, tabulae insertam‘ (ein heiliges Tuch) als auch ‘partem sudarii quo involutum fuit corpus ejus in sepulchro‘ (ein Teil des Grabtuchs Jesu). Auch im letzten Inventar im Buch von Morand vom 1. Juli 1790 werden weiterhin beide gesondert erwähnt.
Ein Inventar der Sainte-Chapelle, das am 22. März 1534 aus Anlass eines Diebstahls erstellt wurde, bestätigt allerdings durchaus einen grundsätzlichen Zweifel an der Identität des Tuchs:
Et au regard du huitième article, contenant la trelle inserée à la table, après plusieurs difficultés, a esté finallement trouvée en un grand reliquaire et tableau garny d’argent surdoré, où y a apparence d’une effigie, ladite trelle comme consommée contre ledit tableau, autour, environ et dans ladite effigie.
Und in Bezug auf den achten Artikel, der das in das Gitter eingefügte Bild enthält, so wurde er nach mehreren Schwierigkeiten schließlich in einem großen Reliquiar und einer mit vergoldetem Silber beschlagenen Tafel gefunden, in der es ein Bildnis gibt, wobei das Gitter wie gegen das Bild herum konsumiert/verbunden ist.
Inventar, Sainte Chapelle 1534
Die Beamten suchten wohl nach einem Tuch, und es wurde keins im Reliquienschrein gefunden. Nach mehreren Versuchen, es in den Reliquienschreinen zu finden, kamen die Beamten zu dem Schluss, dass es sich bei dem, was zuvor als Tuch (“toile”) bezeichnet worden war, eher um ein “trelle” (treillis) handeln müsse, ein Gitter bzw. eins der typischen Ikonenmetalle (russisch ‘riza’), und daher um einen Schreibfehler. Die Beamten hätten also “trelle” anstelle von “toile” schreiben wollen.
Im Text aller folgenden Inventare werden die Worte “trelle” (Gitter) und “toile” (Stoff) nicht mehr verwendet, da diese Beschreibung zu kompliziert war, um das Offensichtliche direkt auszudrücken: Auf dem Boden des Reliquienschreins befand sich ein Gesicht Jesu Christi. Die Begriffe “Veronika” und “Heiliges Antlitz” werden bevorzugt, um es kurz und bündig zu beschreiben.
Man kann drei mögliche Schlussfolgerungen daraus ziehen:
- Das Mandylion kam nie nach Paris, sondern nur ein Bild, d.h. am wahrscheinlichsten eine der drei Kopien; oder
- Das Mandylion war aus einem Stoff gemacht oder mit etwas bemalt, das schmolz oder am Untergrund festklebte bzw. sich mit dem darübergelegten Metal verband (Harz?). Dafür würde die Bescheibung der Verschmelzung (‚consommé) sprechen sowie auch die vorhergehende Entstehung des Keramidions; oder
- Das Mandylion wurde nach seiner Ankunft aus dem Reliquienschrein entnommen, gestohlen oder verschenkt. Was blieb war der leere Schrein mit einer Abildung des ursprünglichen Inhalts.
Es ist nach alledem möglich, dass das Mandylion nach Paris kam und in der Französischen Revolution zerstört wurde. Angesichts der geringen Aufmerksamkeit, die man der Reliquie seit ihrer Ankunft in Paris schenkte, ist es jedoch wahrscheinlicher, dass das originale Tuch Paris nie erreicht hatte und es sich nur um eine der drei Kopien aus Edessa handelte. Man sieht den Reliquienschrein des Mandylion auf Morands Bild als flache Schachtel auf die man ganz unzeremoniös das Kreuz mit dem Lanzenteil Christi gestellt hat.

Abbildung: Eine künstlerische Nachbildung der Grande Châsse aus dem 18. Jahrhundert mit zwanzig Reliquien, davon achtzehn aus Konstantinopel. Zwei Reliquien der Jungfrau Maria wurden hinzugefügt und drei Reliquien aus Konstantinopel wurden im Untergeschoss der Sainte-Chapelle untergebracht.
Viele byzantinische Reliquienschreine wurden durch neue ersetzt, nicht aber der Reliquienschrein des Mandylion und der Reliquienschrein des Steinstücks aus dem Grab Jesu Christi. Hier die Gravur aus dem Buch von Morand.
In der Mitte der Abbildung befindet sich der Reliquienschrein mit der Dornenkrone. Die Reliquienschreine sind numeriert. 11 ist das Tuch der Fusswaschung. 15 ist der Schleier des Heilands. Reliquie 17 ist ein Teil des sudarium, das Jesus Christus im Grab umhüllt hatte. 18 ist das Mandylion (une sainte face). Planche de Sauveur-Jérôme Morand [S. 40, Morand, 1790].
Alternative Reliquien?
Wenn das Mandylion nicht nach Paris kam, wo ist es dann?
Es gibt mehrere Bilder, die einander ähnlich sind und von denen behauptet wird, sie seien das wahre Mandylion. Jedes ist von einem kunstvollen äußeren Rahmen umgeben, in den ein vergoldetes Blech eingelassen ist, in das eine Öffnung geschnitten ist, durch die das Gesicht erscheint. Am unteren Ende des Gesichts befinden sich drei Spitzen, die der Form von Haar und Bart entsprechen. Diese Art und Weise der immer ähnlichen Darstellung lässt vermuten, dass es auch im westlichen Europa eine starke Tradition gab, wie das Mandylion ausgesehen hat und wonach wir suchen.
Veronika-Schleier, Peterskirche
Wenn das Mandylion nicht nach Paris kam, dann vielleicht nach Rom?
Im Petersdom wird ein Bild aufbewahrt, bei dem es sich um den Schleier der Veronika handeln soll. Dieses Bild wird in der Kapelle aufbewahrt, die sich hinter dem Balkon des südwestlichen Pfeilers befindet, der die Kuppel trägt. 1907 wurde dem jesuitischen Kunsthistoriker Joseph Wilpert gestattet, zwei Kristallplatten zu entfernen, um das Bild zu untersuchen. Er beschreibt ein quadratisches, altersvergilbtes Gewebe mit zwei großen, schwachen rostbraunen Flecken.

Es wird oft angenommen, dass dieser Schleier der Veronika sich bereits während der Amtszeit von Papst Johannes VII. (705-8) im alten Petersdom befand, da während seiner Regierungszeit eine Kapelle, die so genannte Veronika-Kapelle, errichtet wurde. Es gibt jedoch keine Referenz zu dem Tuch. Es scheint allerdings, dass der heute verehrte Schleier zumindest 1011 vorhanden war, als ein Schreiber als Hüter des Tuches identifiziert wurde.
Es ist beachtenswert, dass das Bild sich zum gleichen Zeitpunkt im Vatikan befand, als das Mandylion noch in Byzanz hing. Es kann daher nicht mit diesem identisch sein. Es zeigt aber ansonsten den gleichen Stil, wie alle Nachbildungen des Edessa-Bildes, Gold Umrahmung, Kopf und Bartform, und scheint von diesem inspiriert zu sein. Es gibt auch (opportune) Berichte, wonach das Edessa-Bild aus Edessa gestohlen wurde, bevor die Byzantiner es erhielten und daher das echte Bild über Jerusalem nach Rom kam.
Das Manoppello-Bild

Ein weiterer Kandidat für das Mandylion ist das 1999 vom deutschen Jesuitenpater Heinrich Pfeiffer, Professor für Kunstgeschichte an der Päpstlichen Universität Gregoriana gefundene Bild von Manopello. Er verkündete auf einer Pressekonferenz in Rom, dass er den Schleier der Veronika in einer Kirche eines Kapuzinerklosters in dem kleinen Dorf Manoppello in Italien gefunden habe, wo er sich seit 1660 befinde. Er behauptete, es handele sich um die echte Vatikan-Veronika, die von dort gestohlen worden sei. Nachprüfungen haben ergeben, dass es sich um eine monochrome spätgotische Pinselzeichnung auf gazeartigem Leinen handelt. Sie ist vermutlich eine niederländisch geprägte deutsche Arbeit, die um 1500 ausgeführt wurde.
Heiliges Antlitz von San Silvestro, Vatikan

Das Heilige Antlitz von San Silvestro wurde bis 1870 in der römischen Kirche San Silvestro aufbewahrt und befindet sich heute in der Matilda-Kapelle im Vatikan. Es ist in einem barocken Rahmen untergebracht, der 1623 von Schwester Dionora Chiarucci gestiftet wurde. Der früheste Hinweis auf seine Existenz stammt aus dem Jahr 1517, als es den Nonnen verboten wurde, es auszustellen, um eine Konkurrenz zur Veronika zu vermeiden. Es ist auf Karton gemalt und daher mit Sicherheit eine Kopie.
Heiliges Antlitz von Genua
Das interessanteste Bild ist das Heilige Antlitz von Genua, das in der bescheidenen Kirche St. Bartholomäus der Armenier in Genua aufbewahrt wird.
Es wurde im 14. Jahrhundert dem Dogen Leonardo Montaldo vom byzantinischen Kaiser Johannes V. Palaeologus geschenkt. Das Bild wurde 1969 von Colette Dufour Bozzo eingehend untersucht, die den äußeren Rahmen auf das späte 14. Jahrhundert datierte, während man annimmt, dass der innere Rahmen und das Bild selbst früher entstanden sind. Eine genaue Datierung war nicht möglich, aber es handelt sich sichtlich um ein in der Mandylion-Tradition gemaltes Bild. Es ist nicht ausgeschlossen, dass es sich um eine der Kopien aus Edessa handelt. Eine genauere Studie zur Datierung wäre nötig. Es handelt sich jedoch mit Sicherheit nicht um das Original des Mandylions, das für die Byzantiner zu kostbar gewesen wäre, um es als Geschenk nach Genua zu übersenden.

Schlussfolgerung
Nach alledem kann es sich bei den Tüchern in Paris, Rom und in Genua durchaus um Kopien des Mandylion handeln (bzw. gehandelt haben). Ihr Stil und die Aufmachung sind fast identisch. Der Verbleib des echten Mandylion bleibt jedoch genau wie der des Keramidions fraglich.
Verbleib in Istanbul?
Da es in Istanbul die Legende gibt, dass sich unter einer Säule Christus-Reliquien befinden sollen und auch der Bukoleon-Palast unausgegraben im Boden liegt, bleiben beide für Überraschungen gut.

In Istanbul gibt es die Legende, dass die Reliquien Christi unter der Çemberlitaş-Säule (Konstantinssäule) begraben sind und dass sich darunter sogar ein Grab befindet, in dem der Leichnam des letzten Kaisers von Byzanz, Konstantin, versteckt sein solle, nachdem er am Kanonentor der Theodosiusmauer gefallen und verschwunden war.
Man spricht gemeinhin von den Nägeln der Passion. Da diese jedoch nachweislich nach Paris kamen, kann es sein, dass sich unter der Säule Mandylion und Keramidion befinden.
Einer anderen Legende zufolge befinden sich die Reliquien in den Zisternen unter dem Bukoleon-Palast. Die Palastfassade und die dahinterliegenden Räume werden in diesem Moment ausgegraben und man hat bereits überraschenderweise 12 Skelette geborgen. Warum nicht auch Reliquien? Alles ist möglich. Der Bukoleon wurde noch nie wirklich untersucht.




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