Starb beim Vulkanausbruch 79 n. Chr. in Herculaneum eine zweite Kleopatra?

Eine der berühmtesten Paläste der Welt ruht bis heute unzugänglich, verschüttet unter einem Vulkan, dem Vesuv, im Süden Neapels. Niemand kann ihn besichtigen, niemand konnte alle seine Geheimnisse ergründen. Und sein Besitzer könnte noch immer in seinen Trümmern ruhen. Wer, fragt man sich, ist dieser unbekannte Multimillionär der Antike, der die versunkene Pracht besaß? Welche tragische Geschichte verbirgt sich bis heute unter der Lava am Hang des Vesuv?

Die berühmteste Villa der Welt

Bei dem Palast, der Villa dei Papyri, handelt es sich um eine enorme römische Anlage, die man im 18. Jahrhundert direkt neben den verschütten Ruinen der Römerstadt Herculaneum entdeckte. Sie liegt tief vergraben im Tuff, gefangenen unter sechs Schlammlawinen, die der Vesuv im Jahr 79 über die Küste bei Neapel ausspie. Die Ruinen des Palastes wurde 1750 von dem Schweizer Karl Weber im Auftrag der spanischen Bourbonenkönige entdeckt. Die Erforschung erfolgte vom Boden der örtlichen Brunnen aus durch schmale Tunnel im brüchigen Stein.

Herculaneum und die Oberstadt Ercolano, das frühere Resina (c) UC Ringuer

Ihre Namen erhielt die Villa, nachdem man in einem kleinen Annex des Hauptgebäudes verkohlte Schriftrollen fand. Bei ihnen handelt es sich bis heute um die einzige je gefundene, vollständig erhaltene Bibliothek aus römischer Zeit. Da Papyrus unter normalen Umständen nicht länger als ein bis zwei Jahrhunderte überdauert, sind nur wenige Rollen erhalten. In der Villa überdauerten sie als – nur schwer lesbare – Kohleblöcke.

Eine der in der Villa der Papyri gefundenen Papyrusrollen (c) UC Ringuer

Was man zudem durch Tunnel aus der bis heute verschütteten Villa barg, hielt über die Jahrhunderte die Welt in Atem: neben den Papyri fand man kostbarste Mosaiken, Fresken und Möbel und vor allem eine unvergleichliche Sammlung sonst so rarer antiker Bronzen.

Obwohl die Villa durch die Wucht der über sie hereingebrochenen Schlamm- und Lavawellen in ihrer Mitte zerbrach und daher bis heute nie vollständig ausgegraben werden konnte, inspirierte sie die Welt. Filme, Bücher und Ausstellungen sprechen von ihr. Im Nationalmuseum von Neapel ist ein Raum allein dem Mosaikfußboden ihres Belvederes gewidmet. Getty ließ sein Museum in Los Angeles nach ihrem Vorbild bauen. Was er nicht wusste, ist, dass er einem verfälschtes Vorbild folgte. Erst viel später grub man einen immensen Graben bis hinunter zum antiken Strand und stellte fest, dass die Villa mehrstöckig gewesen war. Sowohl ihr Entdecker Weber als auch Getty hatten angenommen, sie habe nur ein einstöckiges Hauptgebäude mit Loggia besessen. Sie lag jedoch am Hang und besaß nicht nur zwei untere Geschosse, sondern auch ein Schwimmbad am Meer. Alles das liegt bis heute eingemauert im Tuff und man hat an den größten Teil der Villa noch immer nicht gerührt.

Es wurden bereits Koffer mit Textilien gefunden und man weiß, dass die Untergeschosse Möbel und ähnliches enthalten. Man hat die gefundenen Gegenstände jedoch wieder eingemauert. Die weitere Erforschung scheint zu kostspielig, zu riskant und zu allem Überfluss stehen noch immer bewohnte Gebäude über der Villa.

Eine Frage bleibt zudem nach all den Forschungen und Studien unbeantwortet: Die, wer in der Villa im Moment ihres Untergangs wohnte.

Es gibt Indizien in diesem Kriminalfall und ich erlaube mir, sie hier zu diskutieren. Alles das wohlweislich unter dem Vorbehalt, dass was folgt, eine Hypothese ist… wenn auch eine faszinierende.

Das Indiz der verkohlten Bibliothek

Einen Hinweis auf die Bewohner der Villa sind die Fundstücke, die man in Obergeschoss und Garten fand. Insbesondere konnten die verkohlten Papyri dem griechischen Philosophen Philodemus von Gadara zugeordnet werden, der, wie man weiß, bei Lucius Piso wohnte, dem Schwiegervater Cäsars.

Die Villa könnte daher ursprünglich Piso gehört haben und man nennt sie daher bis heute auch Pisonenvilla. Piso starb allerdings lange vor dem Untergang der Villa und kann daher nicht in ihr gewohnt haben, als sie unterging. Zum anderen haben jüngste Forschungen im Wasser vor Baia im Norden von Neapel eine Villa identifiziert, deren Wasserleitungen eindeutig mit dem Namen Lucius Piso geprägt sind. Das muss kein zwingender Ausschluss der Pisonen aus der Villa in Herculaneum sein. Es gab mehrere Lucius Piso. Aber Baia war nahe Cäsars Villa, der heutigen Burg von Baia, und damit hätte Piso aus politischen Kalkül und Prestige wohl eher eine Villa in Baia vorgezogen.

Die in Baia gefundene Wasserleitung eines Gebäudes mit dem Namen Lucius Piso darauf. (c) UC Ringuer

Die Pisonenbibliothek könnte jedoch von Pisos Tochter, Calpurnia, geerbt worden sein, die dem alternden Cäsar im Alter von 17 Jahren zur Braut gegeben worden war und sich schon wenige Jahre später als Witwe wiederfand. Es gibt Theorien, dass Cäsar die Villa der Papyri ursprünglich von einem seiner politischen Feinde habe konfiszieren lassen. Damit hätte seine Frau nach seiner Ermordung in der Villa ein Wohnrecht haben können, auch wenn sie aller Wahrscheinlichkeit diese nach römischem Erbrecht nicht geerbt hätte und die Villa im Besitz der Familie Cäsars, der Julier geblieben wäre. Dies würde jedoch die Präsenz der Bibliothek erklären. Unwahrscheinlich wäre so ein Wohnort für Calpurnia nicht. Neros Frau Poppaea Sabina wohnte nur wenig weiter in Oplontis in einer lange nach ihrem Tod ebenfalls vom Vesuv verschütteten Villa.

Bleibt die Frage, wer in der Villa der Papyri wohnte, als sie unterging. Jemand, der reich war sicher. Aber wohl auch jemand, der nach dem oben Gesagten der Kaiserfamilie nahestand.

Das Geschlecht der Julier ging mit Neros erzwungenem Selbstmord unter. Ihr Besitz ging an den neuen Kaiser Vespasian über und von ihm auf seinen Sohn Titus – den Kaiser, der herrschte, als Herculaneum versank.

Gehörte die Villa Kaiser Titus? Man darf es zumindest vermuten.

Das Indiz der Briefe des Plinius

Es gibt weitere Indizien und wir finden sie in den zwei weltberühmten Briefen des Plinius des Jüngeren, die dieser dreißig Jahre nach dem Untergang Herculaneums an den Historiker Tacitus schrieb. In diesen beschreibt der junge Plinius, wie sein Onkel, Plinius der Ältere, starb. Plinius der Ältere war nicht nur ein großer Naturforscher, sondern auch Admiral der Flotte Roms und enger Freund des Kaisers. Er kam bei dem Versuch, der vom Vesuv begrabenen Küste noch eine verzweifelte Rettung zu bringen, um. Was wir von seinem Tod wissen, ist jedoch durch die Wirren der Zeit verschwommen.

Zum einen beschreibt sein Neffe die Ereignisse vom Hörensagen und nach langer Zeit. Zum anderen schrieb er in römischer Groß-Buchstabenschrift auf Papyrus. Der Text wimmelt von Abkürzungen, Satzzeichen waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht erfunden. Überlebt haben daher nur wenige, sich widersprechende Abschriften. Was sie besagen, lässt Rückschlüsse zu, aber schafft auch Missverständnisse.

Plinius der Ältere (Gaius Plinius Secundus) (c) UC Ringuer

So schreibt Plinius der Jüngere, sein Onkel habe am Tag der Katastrophe einen Brief erhalten, der ihn um Hilfe gebeten habe und habe daraufhin die Flotte des Kaisers in Bewegung gesetzt. Die vier Versionen der Geschichte divergieren, wer diesen Brief gesendet habe und wohin Plinius fuhr. Eine Freundin, eine gewisse Rectina, deren Mann ein Tascus oder Cascus gewesen sei, taucht mehrfach in den Interpretationen als Absenderin auf.

Es zeigt sich jedoch bei näherer Betrachtung, dass es ein recht unwahrscheinliches Szenario ist, das uns die Übersetzer verkaufen wollen.

Es ist zum einen unwahrscheinlich, dass ein Admiral wie Plinius das Recht gehabt hätte, mit der kaiserlichen Flotte einer unbedeutenden Freundin zu Hilfe zu eilen. Zum anderen erstaunt es, dass diese Freundin Brieftauben der Flotte besessen haben soll. Wie sonst jedoch hätte die Nachricht überbracht werden sollen, mit dem Meer in Aufruhr und dem Wind gegen die Küste wehend?

Es ist daher viel wahrscheinlicher, dass Plinius von einer Person mit einer gewissen Befehlsgewalt oder politischer Bedeutung zu Hilfe gerufen wurde. Und schon Winkelmann merkte an, dass der Ort, der viel später über die Lavafelder des Ortes der antiken Ruinen gebaut wurde, Resina hieß. Man benannte ihn erst nach den Grabungen in Ercolano (Herculaneum) um. Von Rectina zu Resina ist es kein langer Weg, auch wenn man dieser Schlussfolgerung aus Gründen der Sprachentwicklung widersprochen hat. Hier sei die These vertreten, dass Plinius des Jüngere vom Ort bzw. der Villa Rectina redet, nicht von einer Person. Wer immer schrieb, war jedoch eine Frau. Dies ergibt sich aus der grammatikalischen Form des Wortes exterritae in dem Brief (eine genaue Abhandlung der Briefe findet sich hier).

Man kann annehmen – ohne, und das sei unterstrichen, dessen sicher zu sein – dass Plinius aus der Villa der Papyri oder einem naheliegenden Gebäude zu Hilfe gerufen wurde. Plinius fuhr nach Rectina, und versuchte am Strand von Herculaneum anzulanden. Die Villa der Papyri besaß nur einen kleinen Privathafen. In den Bootshangaren Herculaneums fand man zudem hunderte Tote und direkt davor ein umgestürztes Boot und die Leiche eines römischen Legionärs.

Umgestürztes Boot, das man am Strand von Herculaneum fand (c) UC Ringuer

Alles das zeichnet das Bild eines dramatischen Rettungsversuches, den Plinius mit brennenden Segeln aufgeben musste. Er blieb selbst an der Küste gefangen, da die Schiffe der Antike nicht gegen den Wind zurückkreuzen konnten, und ging schließlich in Stabbiae, wohin er sich rettete, an giftigen Gasen zugrunde.

In Herculaneum verschlang indessen der Vulkan die Stadt und die nahen Villen, der Boden senkte sich um 4 Meter. Schlammwellen überrollten alles.

Als wieder Ruhe eintrat, befand sich der neue Strand hunderte Meter weiter im Meer.

Das Indiz der unbemalten Wände

Nach alledem bleibt die Frage, wer in der so reich ausgestatteten Villa am Meer wohnte und so viel Befehlsgewalt hatte, die Flotte zu Hilfe zu rufen. Und wer mit ihr unterging.

Eines scheint sicher: Dem jungen Plinius blieb die Person auch nachträglich unbekannt. Sein Onkel erhielt einen Brief aus Rectina, aber der Jüngere weiß nicht, von wem. Sonst, so darf man meinen, hätte er dies erwähnt.

Ein Indiz kommt hinzu. Als man die zwei noch unbekannten Stockwerke der Villa schließlich im 21. Jahrhundert fand, grub man nur einen sehr kleinen Bereich des ersten Stockwerks aus. In diesem fand man Erstaunliches: Die bemalten Wände waren so frisch und leuchtend, als habe man sie erst gestern dekoriert – und der Rest der Wand war weiß. 17 Jahre vor dem Untergang Herculaneums war dieses bereits durch ein heftiges Erdbeben beschädigt worden und anscheinend restaurierte man die Villa daher im Augenblick ihres Untergangs.

Und wann restauriert man in der Regel? … Wenn es einen neuen Bewohner gibt. Es könnte daher sein, die Villa war gerade erst von einer bedeutenden Person in Besitz genommen worden.

Wer jedoch könnte dieser so reiche und doch so geheime neue Bewohner gewesen sein, der kurz vor dem Untergang Herculaneums dort hinzog? Es gibt einen vielversprechenden Kandidaten, oder besser – eine Kandidatin.

„Gegen ihren Willen und gegen den seinen“

Der große Sueton beschreibt das Leben und die Kaiserkrönung des Sohns und Nachfolgers Vespasians, des Kaisers Titus, der seit dem 24. Juni 79 regierte. Dabei benutzt er in Bezug auf die Thronbesteigung eine berühmte Zeile: „Berenike sandte er fort von Rom, gegen ihren Willen und gegen den seinen.“

Wer war diese Berenike und wohin sandte Titus sie?

Königin Julia Berenike von Judäa war Titus‘ Form der Kleopatra.

Kaum eine andere Figur der Antike – außer vielleicht die Pharaonin Ägyptens – hat so viele Maler, Dramatiker, Romanautoren und Opernkomponisten inspiriert wie diese Berenike. Man sehe ihre Liste auf Wikipedia. Ihre unglückliche Affäre mit Kaiser Titus wurde vor dem dramatischen Hintergrund des ersten jüdisch-römischen Krieges zum Symbol für den Konflikt zwischen Liebesleidenschaft und Staatsräson. Dabei wurde Berenikes Figur von den Poeten so sehr idealisiert, dass man heute kaum noch die historische Person hinter der Legende erkennen kann.

Berenike war elf Jahre älter als Titus und die Enkelin des Herodes der Bibel. Im Alter von 13 Jahren wurde sie mit einem reichen Juden aus Alexandria verheiratet, der starb, bevor sie die Ehe vollziehen konnten. Später wurde sie mit ihrem Onkel Herodes aus Chalkis im Libanon verheiratet und nach dessen Tod lebte sie mit ihrem Bruder, dem neuen König Herodes Agrippa II. zusammen. Letzteres führte zu Inzestgerüchten, die Berenike nie mehr loswurde, auch nicht durch die schnell wieder aufgelöste Heirat mit Polemon von Kilikien (der im Übrigen ein Nachfahre Marc Antons war).

Da Berenike wie ihr Bruder auf Seiten Roms stand und sogar als dem Haus der Julier zugehörig zählte, zog sie den Zorn ihres eigenen Volkes auf sich, als im Jahr 66 der erste jüdische Aufstand gegen die römische Herrschaft ausbrach. Sie versuchte zunächst, zu vermitteln, doch eine aufgebrachte Menge setzte ihren Palast und den ihres Bruders in Brand und zwang sie, mit ihren Schätzen und ihrer Leibwache in das von den Römern errichtete Lager vor den Mauern Jerusalems zu flüchten.

In diesem Lager trafen im Jahr 67 n. Chr. General Vespasian, der im Auftrag von Kaiser Nero Gouverneur von Syrien war, und sein Sohn Titus ein, um die Rebellion niederzuschlagen. Und in Vespasians Zelt kam es zu der verhängnisvollen Begegnung zwischen Berenike und den jungen Prinzen…

Während Rom nach Neros Selbstmord im Bürgerkrieg versank, blieb Titus in Judäa laut Tacitus getrieben von “dem äußersten Wunsch, Berenike wiederzusehen”, denn “sein junges Herz war nicht unempfänglich für die Reize dieser Königin”.

Als Vespasian zum Kaiser ausgerufen wurde, erhielt er die Unterstützung von Berenike und König Herodes Agrippa, die selbst in Judäa blieben, um Titus bei der Niederschlagung ihres eigenen Volkes zu unterstützen und dem Brand des Tempels in Jerusalem Beifall zu spenden.

Nach dem Ende des Aufstands begleitete Berenike Titus nach Rom, wo sie sich die kaiserliche Residenz in der scheinbaren Absicht teilten, zu heiraten. Es kam jedoch schnell zu äußersten politischen Problemen. Die Römer sahen es nicht gerne, dass eine ausländische Königin den Erben des Reiches heiraten könnte. Man konnte das Konkubinat eines Kaisers, der bereits Vater männlicher Erben war, zulassen, nicht aber das Konkubinat eines unverheirateten Prinzen in der Blüte seines Lebens. Eine zweite Kleopatra wollte man nicht. Unter Druck trennte sich Titus von Berenike, sie kehrte nach Judäa zurück nur um zweimal erneut nach Rom zu kommen.

Vespasians Berater versuchten alles, um die geplante Heirat des zukünftigen Kaisers mit einer ausländischen Frau, die zudem zu alt war, um Kinder zu gebären, zu durchkreuzen. Titus jedoch verteidigte sie. Einen Senator, der Berenike verführen wollte, ließ er noch vor seinem Regierungsantritt hinrichten. Berenike erreichte so großen Einfluss, dass Quintilian, zu dieser Zeit ein bedeutender Anwalt, von einem Verfahren vor dem Kronrat Vespasians berichtet, dessen Gegenstand Berenike betraf und in dem sie selbst im Richtergremium saß, während er als Anwalt davor plädierte.

Nach dem Tod Vespasians im Jahr 79 n. Chr. befand sich Berenike bei Titus, dem nunmehrigen Kaiser. Doch eine Ehe mit der orientalischen Königin bedrohte in den Augen der Römer die politische Stabilität. Titus war aufgrund der enormen öffentlichen Kritik gezwungen, sie gegen seinen und ihren Willen (invito, invitam) fortzusenden. Wann genau dies geschah, ist umstritten. Wahrscheinlich wurde Berenike unmittelbar nach Titus’ Herrschaftsantritt, der am 24. Juni 79 erfolgte, aus Rom verbannt. Nach Plinius geschah der Vulkanausbruch am 24. August 79, auch wenn man heute von einem etwas späteren Datum ausgeht.

Von Titus verstoßen, musste die Frau, die sich bereits als Kaiserin gesehen hatte, verstecken. Ihre Spuren verschwinden so vollständig aus der Geschichte, dass nicht einmal das Datum und die Umstände ihres Todes bekannt sind. Wohin verschwand die Kleopatra des neuen Kaisers?

Berenike in der Villa der Papyri?

Lassen wir uns die Geschichte auf der Zunge zergehen, der man gute 40 Opern und unzählige Theaterstücke widmete, unter anderem durch Corneille, Racine, Gluck und Mozart. Berenike und Titus lieben sich. Sie hat keine Zukunft in Judäa. Er hat keine andere Frau und liebt Berenike. Als seinen Nachfolger bestimmt er seinen Bruder Domitian. Titus besitzt eine Villa in Baia. Und – wie oben hypothetisiert – eine zweite in gerader Linie auf der anderen Seite des Golfs in Herculaneum. Was, wenn Titus Berenike in der Villa der Papyri versteckte?

Das würde erklären, warum renoviert wurde, warum Militär präsent war, warum es so viele Kunstschätze gab. Es würde auch erklären, warum Plinius, der sicher als Admiral der Flotte eingeweiht gewesen wäre, der Königin sofort zu Hilfe eilte.

Es würde auch begreiflich machen, warum Titus vom Schicksal der Städte am Vesuv so getroffen war, und eine Kommission bildete, um in diesen nach Gütern und Toten zu graben. Der erste Kurator der Villa der Papyri, Camillo Paderni, berichtet im 18. Jahrhundert davon, dass er auf Spuren antiker Rettungsversuche in der Villa der Papyri gestoßen sei.

Wollte Titus Berenike zumindest begraben können? Suchte er nach ihr und liegt sie bis heute in der Villa verschüttet?

Titus starb zwei Jahre später. Seine letzten Worte waren: ‚Ich habe in meinem Leben nur einen Fehler begangen‘. Sprach er davon, Berenike nach Herculaneum gesandt zu haben?

Wer weiß?

Mehr zur atemberaubenden Geschichte der Villa der Papyri im Buch ‘Aus verborgenen Orten‘.

U. C. Ringuer

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von Anders Noren.

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